Brev från Hertha Zenker den 30 augusti 1960
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Dresden, den 30. August 1960
Mutti schrieb mir, daß sie schöne Tage mit Euch gehabt und Ihr viel mit einander erzählt habt über die Dresdner Reise. Ja, es war eine schöne, so schnell verrauschende Zeit. Hoffentlich konntet Ihr Euch noch gut in Norwegen erholen bei gutem Wetter. Beständiges Wetter scheint es ja dieses Jahr nicht zu geben, es ist ja auch ein Schaltjahr, da gibt es viel Kinder und viel Nüsse - sagt der Volksmund. Den Kindersegen habe ich bisher gespürt. Wir waren, und es ist noch so, mit Arbeit überstopft und dabei die fehlenden Arbeitskräfte. Die Ärztin wollte mich seit Mai in Behandlung nehmen. Bis jetzt mußte ich es aber immer ablehnen. Nun ist sie aber ziemlich energisch geworden, soweit sie es überhaupt kann, da habe ich nichts mehr dagegen gesagt, und seit voriger Woche hat sie mich krank geschrieben. Ich bin auch so am Rande, das merke ich erst richtig. Mit viel Liegen, Ruhe und einiger Behandlungen will sie mich erst so zur Ruhe bringen. Zur Kur soll ich fahren, da muß allerdings erst ein Platz frei sein und kann noch einige Zeit dauern. Wieweit der Betrieb meinen Ausfall verkraften kann, ist mir jetzt auch "wurscht" geworden. Nur ich werde es sehr am geldlichen Punkt spüren müssen. Hoffentlich habt Ihr nicht solches Pech wie ich. Gesundheit ist wirklich das höchste Gut, was man besitzen muß. Ja, wie die Zeit vergeht. Nun beginnt schon wieder ein neues Studienjahr. Stefan muß doch schon ganz gelehrt sein. Vergißt er auch nicht sein Klavier darüber? Unsere Brigitte kam aus Leipzig am Sonnabend mit bestandenen Examen glücklich wieder. Nun ist sie Apothekenassistentin. Die Lernerei hat sie erst mal satt, es wird ja allerhand verlangt. Und ich habe es erst nicht geglaubt, daß sie es schafft mit der mangelhaften Schulbildung, die sie gerade hatte. Sie geriet ja mit der Schulzeit gerade in das letzte Kriegsjahr und den schlechten Nachkriegsjahren. Heute Abend fahren wir zum Abendbrot zu Schweitzers hinaus, auch um das Examen ein wenig "zu begießen". Mutti hat sicher schöne Tage mit Tante Marga gehabt. Die vergangene Woche war ja wettermäßig beständiger, so daß sie dort in Harpstedt sicher im Garten sitzen konnten. Und bald fährt sie weiter nach Freiburg zur Cläre. Wie gern würde ich dort mit hinfahren. Aber für uns wird ja immer mehr verrammelt. Erna und ich haben einen Ferienplatz in Thüringen ab 16. 9. für 13 Tage. Hoffentlich entläßt mich bis dahin die Ärztin aus ihren Klauen, daß mir die lang ersehnte und viel besprochene Reise nicht verloren geht. Ist das nicht schön, daß eine Dresdener Oberschülerin eine Goldmedaille erkämpft hat (heute viell. die 2.!) bei den olymp. Spielen? Wir kennen sogar die Ingrid. So, nun habe ich Euch mal wieder was erzählt. Ob Ihr im nächsten Jahr hierher kommt? Nach Muttis Erzählungen müßtet Ihr doch eigentlich Sehnsucht bekommen haben!! Laßt es Euch gut gehen und bleibt gesund.
Schreibt mal wieder. |
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