Brev från Marianne Schweitzer till Märta den 20 oktober 1965

Dresden, den 20. 10. 1965

Meine liebe Märta!

Zum 26. möchten wir am liebsten mit einem grossen bunten Blumenstrauss aus unserem Garten bei Dir erscheinen und Dir unseren Glückwunsch sagen. Da das nicht möglich ist muss das also brieflich geschehen. Wir wünschen Dir von Herzen alles nur denkbar Gute für Dein neues Lebensjahr, möge es ein gesundes und glükliches Jahr werden. Gott behüte Dich und die Deinen.

Wahrscheinlich habt Ihr ja nun auch Mutti schon gesehen und sie hat erzählen können. Es war eine wunder-wunderschöne Zeit mit ihr. Noch jetzt gucke ich früh zu den Fenstern ihrer Behausung hinten und bin traurig, wenn diese so fest geschlossen bleiben. Wie hübsch war es immer, wenn sie früh mit ihrem fröhlichen "Guten Morgen" zu Tür herein kam, wie lebendig war das Frühstücksgespräch mit ihr, wie viel weiss sie, man muss sich fast verstecken vor ihr. Ach so ein Abschied ist garnicht schön, s'ist als ob einem ein Glied amputiert wird.

Nun war gestern der zweite Abschied, der von Nessi. Auch mit ihr war es so schön, ist sie doch die Gefährtin meiner Kindheit. Wie fest bindet das bis in's Alter an einander.

Nun ist's aber gut, dass das Alltagsleben wieder normal läuft. Es ist nun Herbst, also Pflanzzeit, und die Kunden werden ungeduldig. So haben wir gleich gestern die Sache in Angriff genommen und haben ein Staudenbeet in Pirna mit Pflanzen aus unserem Garten bepflanzt. Otto hat laufend immer ganz schöne Aufträge, keine so grossen mehr, wie vor Jahren, als sie über die ganze D.D.R. gingen, aber doch noch ganz schöne Aufgaben. Jetzt läuft eine Grünplanung grosser Wohnblöcke in Pirna an. Es wird tüchtig gebaut jetzt, und wenn Ihr einmal her kommt, was hoffentlich in nicht allzuferner Zeit geschieht, dann werdet Ihr staunen, wie Dresden sich verändert hat. Aber seit ein paar Tagen kam heraus, dass auch wir Rentner nun in's Ausland fahren dürfen, und wenn Ihr uns haben wollt, dann kämen wir gern im nächsten Herbst, so Gott will. Im Januar wird Otto ja 65.

Eben kam Volker Seidel, nun will ich ihn bewirten, seine Mutter ist im Westen bei Mechtild bis 30. X. Nochmals alles, alles Gute Dir und Deinen Leutchen.

Deine Nanna.

[Ottos handstil:]

Auch von mir recht herzliche Glückwünsche zum Geburtstag. Zum Bund der Architekten sprachen wir gestern über Farsta und ich konnte einiges dazu sagen. Sicher ist nun alles schön eingewachsen - es wäre herrlich wenn wir uns das noch einmal gemeinsam ansehen könnten. - Viele Grüsse allen. Dein Otto.

Ansvarig utgivare: Stefan Zenker, www.zenker.se

 
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