Brev från Elisabeth Zenker och Schweitzers till Gerd den 6 juli 1963
Elisabeth ("Mutti") var på besök hos sin styvdotter Marianne Schweitzer och sin dotter Hertha i Dresden sommaren 1963. /SZ

Mein lieber Gerd!

Aus dem blühenden Rosengarten hier sende ich Dir wirklich nun meine innigsten Wünsche zum Geburtstag, u. hoffe von Herzen, dass Dein neues Lebensjahr so im Zeichen der Sonne steht u. Deine Arbeit so gute Früchte bringt, wie hier Stachelbeeren u. Kirschen verheissen! Die Erdbeeren (aber diese nicht aus dem Garten) habe ich auch sehr genossen, sind nun aber vorbei.

8 Tage sind nun schon sehr glücklich verlaufen, man muss ja vor allem so dankbar sein, dass Ottos Befinden recht erfreulich ist, er liegt zwar noch vor u. nach Mittag zu Bett, macht aber jeden Morgen mit Isko, den klugen Hund, einen Spaziergang, bei dem sich letzterer in die Elbe stürzt, die aber durch Abwässer so dreckig ist, dass niemand sonst drin baden mag. Viel übler scheint mir, dass das einst so geschätzte Trinkwasser nur noch abgekocht getrunken wird, da es übel nach Chlor u. so was wie Fenol schmeckt, das wir in Domnarvet ins Wasser zum Küchescheuern taten. Also steht stets ein Topf kalter Pfefferminztee bereit für durstige Kehlen. Ich merke jetzt doppelt, was unsre Kühlschränke bedeuten, die hier für Nanna u. Hertha ja unerschwinglich sind, - an die 900 Mark u. nur nach jahrelangem Warten zu haben. Sibylle, die Glückliche, hat einen, es geht ihr mit ihrer "Intelligenz"rente recht erfreulich, sie sieht so gut aus mit ihren bald 73 Jahren, wandert noch tüchtig u. ist die liebe warmherzige Seele, wie sie immer war.

Zu Herthas 50. war es höchst behaglich, wenn auch ein bescheidener Aufmachung als der Deinige in Salta. Euer reizendes Telegramm, das noch vorm Kaffeetrinken (mit Erdbeer- u. Quarkkuchen!) kam, beglückte Hertha sehr. Nanna blieb freilich bei Otto, jetzt muss sie höllisch ihn am Zügel halten, dass er nicht sich in Gartenarbeit stürzt, bei dem an sich günstig gelegenen Herzinfarkt schwebt wohl immer ein Damoklesschwert überm Haupte, grad weil Otto absolut keine Schmerzen u. Unbehagen mehr zu haben behauptet. Und man kennt ja dieses Energibündel, dem keine Arbeit zu schwer u. ein Denken an die eigne geehrte Körperlichkeit stets lächerlich dünkte.

Sag doch Märta, dass Euer u. Helenes Plaid einfach grossartig in der braunen Farbe passt in Herthas so schönem Wohnzimmer. Die Güte u. Leichtigkeit der schwedischen Wolle erregen bei sämtlichen Besuchern Seufzer oder Schreie des Entzückens. - Es war nur ein Ehepaar da; die 6 Kinder von ihnen hat H. so prächtig auf die Welt befördert, dass die Mutter schlank, schön u. stoltzer Haltung so wie Adelheid in Hamburg ist, ein Patenkind Herthas ist schon lange konfirmiert. - Sibylle u. "Tulli" war noch z. Abendbrot da u. da brauchten wir andern nicht zu reden bei den einerseits geist-, andrerseits humorvollen Erzählungen.

Erinnerst Du Dich an Frau Scholz von der Ermelstr., die Hausmannsfrau, die oft Dein grünes Zimmer gewischt hat? Sie brachte ausser für Hertha extra für mich 3 herrliche rote Rosen, die jetzt vor mir stehen u. wir fielen uns um den Hals. Es ist nur dumm, dass. N. u. H. so ängstlich um mich beim ziemlich ungezügelten Verkehr sind, dass sie mir stets Taxe leisten, so dass ich höchstens noch mal T. Gabi besuchen werde. Auto fahren darf Otto noch nicht. Seit 1960 gibt's freilich Massen Motorräder u. auch viel Autos.

Nanna, die Zauberin, setzt immer verlockend Angerichtetes auf den Tisch, - was sie alles schafft, auch um Ottos Arbeit möglichst fortzuführen, dazu Garten, Hühner, Hund, Kater, täglich eigentlich Menschen da, ich staune nur immer, dabei ihre strahlende Laune, mit der sie alle Besucher ins Herz u. Arme schliesst! Eben Abbild ihres Vaters, zum Glück nicht ihrer 2. Mutter, dem Einsiedler Krebs, der hier freilich fast zu viel aus der Schale krauchen muss. Ich denke ständig an Helene [sic], Otto ist richtig unglücklich, dass er ihr nicht beim Möbelrücken, Kisten schleppen, helfen kann, was er so begeistert tat, - aber damit ist's Schluss nun!

Eine frohe Saltanachfeier wünsche ich Dir u. tausend liebe Grüsse an den "Zenkerrest", der aber, wie Nanna traurig sagt, doch in Dresden sitzt.

Ein Wangenküsschen
von Deiner Mutti

Vykort från Marianne och Otto Schweitzer till Gerd den 6 juli 1963

6. 7.

Mein lieber Gerd! Nimm auch meine allerherzlichsten Glückwünsche für Dein neues Lebensjahr. Möge es ein gutes Jahr werden. Ach wie gern würden wir Euch wiedersehen. Das Getrenntsein von Euch nagt recht am Herzen. Gut dass Mutti nun viel von Euch Allen erzählen kann. Wir sind so froh, sie hier zu haben, wenn ich mich auch manchmal sorge, dass unser Taubenschlag zu lebhaft ist. Andererseits gefällt es ihr wohl doch, denn sie ist entschlossen noch mindestens bis 15. 8. hier zu bleiben, worüber wir uns so von Herzen freuen. Wenn Ihr doch noch einmal kämt. Märta braucht absolut keine Angst zu haben! - Grüsse die Deinen von uns sooo herzlich.
Dich umärmelt Deine Schwester Nanna.

Recht herzliche Glück- und Segenswünsche lieber Gerd. Während meines Liegens hab ich viel an Euch gedacht. Schön dass Mutti erzählen kann. Herzlichst Otto.

Dresden, Haus Altmarkt.

Ansvarig utgivare: Stefan Zenker, www.zenker.se

 
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Senast ändrat eller kontrollerat den 2 november 2014.