Brev från Erna "Sibylle" Zenker till Märta den 12 november 1956

12. XI. 1956

Meine liebe Märta,

So lange habe ich Dir nicht geschrieben! Sei nicht böse! Du hast mir einen so lieben Geburtstagsbrief geschrieben, habe recht von Herzen Dank dafür. Besonders habe ich mich über die Bilder gefreut. Ja, - nun sind es schon große Jungen! Wie schnell geht das.

Ich habe jetzt große Sorge wegen meiner Schwester. Sie ist 76 J. alt, u. da läßt das Gedächtnis eben nach, u. man bildet sich auch mal was ein. Sie müßte halt nicht so allein leben. Natürlich habe ich sie oft bei mir, viel länger als sie bei sich in Radebeul ist. Aber ganz kann ich sie nicht zu mir nehmen, u. ist sie nicht da, so sorge ich mich. Daran ist auch meine Sommerreise gescheitert. Ich wollte zu meiner Freundin an die Nordsee. Wenn ich länger fort bin, holte ich stets ihre alte Aufwartung aus Görlitz zu ihr. Das war eine ehemalige Gutsfrau, ganz zuverlässig u. reizend. Diese wollte auch diesen Sommer zu mir kommen u. Else betreuen, es war alles schon ausgemacht; - da starb die Frau ganz plötzlich.

Ich blieb also daheim. Ich bin 5x mit dem Bus nach Zinnwald gefahren u. habe dort in 900 m Höhe die Luft u. manchmal auch die Sonne (1 Tag lang) genossen. 4 Tage konnte ich dann zufällig noch in Schönfeld i. Erzg. bleiben, dort war meine Kollegin zur Sommerfrische. Das war sehr hübsch. Schönfeld liegt auch ca. 900 m hoch u. ist nicht so überlaufen wie Kipsdorf, das ganz in Nähe liegt. In Kipsdorf gedachte ich alter Zeiten, in denen Onkel Otto noch Forstmeister in Bärenfels war. Ist mir mein Leben traumet oder ist es wahr?

Gesundheitlich geht es mir gut. Auch meine Schwester ist körperlich gesund u. leistungsfähig. - Vor dem Winter allerdings graut uns beiden. Ich habe reichlich Kohlen, auch mein kleiner Ofen heizt gut, - aber das lange (3½ m) Rohr! Ob das durchhält? Und die Kälte erschwert eben alles. Kommt Else nun heim, so ist ihre Wohnung natürlich eisekalt. Sie hat niemanden, der ihr dort hilft. - Wenn nur die Wohnungsfrage nicht so trostlos wäre; aber das ist ja fast in allen Ländern Europas so.

Mit Nanna komme ich leider doch nur sehr selten zusammen, zuletzt sah ich sie an ihrem Geburtstag. Hoffentlich hat ihnen der Urlaub im Harz gut getan, sie hatten gutes Wetter. Otto hat sehr, sehr viel zu tun, das ist gut natürlich, aber er ist auch dementsprechend angestrengt.

Wie geht es Euch? Die Kinder freuen sich natürlich auf den Winter, schon wegen des Skilaufs, nicht wahr? Hoffentlich seid Ihr alle gesund. Und hoffentlich beschert uns die Politik nicht einen 3. Weltkrieg. Daß die Menschen doch gar nichts lernen wollen in dieser Beziehung!

Grüße alle recht schön von mir.

Ich bin von Herzen
Deine Sibylle.

Ansvarig utgivare: Stefan Zenker, www.zenker.se

 
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