Brev från Marianne Schweitzer till Märta den 22 oktober 1955

Dresden, den 22. 10. 1955

Meine liebe Märta!

Leider ist es doch schon wieder zu spät geworden, und der Brief kommt nicht rechtzeitig zu Deinem Geburtstag an. Du musst es aber wissen, dass wir sehr an Dich denken werden herzlich, liebevoll und mit guten Wünschen. Bleib recht gesund im neuen Lebensjahr und hoffentlich sind die Freuden, die Euch das neue Jahr bringt grösser an Zahl als die der Wiederwärtigkeiten, mit denen man ja auch rechnen muss. Alles in allem ein gutes Glück auf!

Es ist doch zu betrüblich, dass wir einander nun schon 14 Jahre [sic!] nicht gesehen haben und so wenig von einander wissen. Wir haben rechte Sehnsucht nach Euch Allen. Die Jungens kennen wir nicht, man denkt immer nur an den kleinen 3 jährigen Stefan und den noch kleineren Rolf. Und nun sind's schon junge Herren. Wenn wir jetzt mit unserem kleinen Ifa F8 durch die DDR rollen denken wir manchmal zurück an damals mit Euch. Leider macht er uns augenblicklich grosse Sorge. Der 2. Gang ist nicht in Ordnung und es ist kein Ersatzteil zu bekommen. So fährt man eines kleinen Schadens wegen, der nicht repariert werden kann vieles kaput. Und Otto fährt ja tagtäglich -zig Km.

Vor kurzem hatte er die künstlerische Leitung des Hallenschau-Aufbaues der grossen Erfurter Blumenausstellung. Sie war im so gut gelungen, dass die Zeitungen von "hervorragender Leistung" sprachen. Das freute uns. - Augenblicklich sind wir arbeitsmässig arg im Druck, es kommen jetzt die Abgabetermine einiger grossen Planungen für das Ministerium Berlin und den Bezirk Cottbus heran. Und so etwas geht natürlich bis zur letzten Minute. Ich habe ca 100 Pläne koloriert in den letzten 3 Wochen; nun sind es noch 60 in 8 Tagen. Da geht wohl noch man Nacht darüber hin. Rührend hilft uns unsere Freundin dabei, Frau Mühlhofer, genannt Tulli.

Im September feierten wir wie alle Jahre reichlich oft Geburtstag. Als ersten am 10. Tante Rügers 85. Sie ist noch erstaunlich frisch. Hübsch war es Käte aus Münster hier zu sehen. Dann kam Friedel am 19., am 27. meiner, am 30. Sibylles. Bei Sibylle waren dieses Mal nur Otto + ich und es war besonders hübsch. Sibylle ist ein guter, lieber Mensch, noch immer die alte geistvolle Lebendigkeit, kein Mensch glaubt ihr die 64 Jahre. Kaum ein einziges graues Haar (ich bin weiss!). Sie hat ein hübsches Zuhause.

Bei uns waren am 27. 9. die altbekannten lieben Leute. Wellers, Friedel, Sibylle, Lotte Kretschmar, Tulli und ein benachbartes Ehepaar er Ingenieur. - Wellers machen augenblicklich eine grosse Westreise von Verwandten zu Verwandten, der eine zahlt jeweils das Fahrgeld zum nächsten; denn Westgeld haben wir ja nicht und dürfen auch kein's umtauschen. Schade, dass wir so wenig Verwandte dort haben, reisen ist so schön und so selten geworden. - Ach eine rechte Freude machte uns neulich der Besuch von Brigitte Volkmann. Sie war kurz in Zinnwald im Hänsel und einen Tag bei uns. Marie-Louise war ja dieses Jahr bei Euch in Schweden, sahst Du sie?

Ich wollte Dich neulich schon fragen was Renate eigentlich von Suse berichtete. Ist sie noch in Arnsdorf? Meine Gedanken gehen viel zu ihr, aber ich kann ihr nicht helfen. - Nun nochmals viele gute Wünsche und Grüsse!

Deine Nanna.

[Ottos handstil:]

Auch von mir recht herzliche Glückwünsche und viele Grüsse Dir und Gerd und den Jungs. Euer Otto.

Ansvarig utgivare: Stefan Zenker, www.zenker.se

 
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