Brev från Hertha Zenker den 19 januari - 3 februari 1955

Dresden, den 19. 1. 55

Liebe Märta!

Schon längst hätte ich schreiben sollen und Dir danken müssen für den Brief mit den schönen Bildern. Darüber habe ich mich natürlich ganz besonders gefreut. Ich will mich nicht mit langen Vorreden aufhalten. Mir geht es wieder so la-la, in 14 Tagen denke ich, werde ich wieder arbeitsfähig von der Frau Dr. entlassen. Ich bin noch ziemlich schlapp und müde, mal sehen wie es dann mit dem 24 Std.-Dienst gehen wird. Die Diät ist auch ein Kapitel für sich, zwar kriege ich auf meiner Karte alle Fettmarken auf Butter umgetauscht, trotzdem reicht sie nicht aus für den ganzen Monat.

D. 25.1. Ein Tag nach dem andern geht vorüber, nun habe ich eine tüchtige Erkältung, jetzt bin ich noch ganz schön anfällig geworden. Aber trotzdem muß ich wieder arbeiten, das Geld wird zu knapp. Habt Ihr schon von den neuen Bestimmungen über den Paketverkehr bei uns mit Westdeutschland und dem Ausland gehört? Jede Person darf im Monat nur noch 1 Paket empfangen oder abschicken. In den Paketen darf keine Büchse (Konserve) enthalten sein. Das ist für viele Menschen, besonders für die alten Leute, eine ganz große Härte. Es soll in den Büchsen zu viel verbotene Dinge drin und hergeschickt sein!

Den 28.1. So, nun liege ich wieder im Bett mit der Grippe. Wenn man Pech hat, dann hat man es gründlich. Es war auch draußen immer ein häßlicher Wind. Heute ist es mal schön und es hat getaut. Am liebsten möchte ich mal nach Zinnwald oder Altenberg um reine Luft zu schnappen, das geht aber nicht.

Was machen die Jungen? Hat Stefan schon einen Berufswunsch? Ob er wohl in die Fußstapfen seines Vaters tritt? Ich würde mich freuen, wenn einer Mediziner wird. Im Allgemeinen verdienen die auch immer am besten, das impft nur euren Jungen rechtzeitig ein, nach Idealen allein darf kein Mensch mehr streben, unser Vater hat in uns dieser Weise keinen leichten Lebensweg vorgezeigt. - Mutti schrieb mir, daß Tiblin's außer Mariann in Salta waren zu Sylvester-Neujahr. Da habt Ihr sicher ein schönes Beisammensein gehabt mit viel Spaß.

Den 3.2. Etappenweise wird der Brief hergestellt. Es ist wirklich eine Schande. Mein Bruder Gerd schüttelt gewiß sein weises Haupt. Heute war es fast ein wenig Frühlingshaft, eine so reiche, warme Luft und die liebe Sonne schien warm auf meinen Buckel. Ich war am Schillerplatz um eine schöne Orchidee zu bestellen. Ich möchte gerade eine ganz besondere schöne Blüte haben, zum Dank für meine Frau Oberarzt, die auch eine besondere Frau ist. Ach, ich könnte sie beneiden!

Gestern schrieb mir Cläre aus Freiburg, daß Wolfgang Zenker gestorben ist. An was, warum weiß ich nicht. Die Zenker's werden rar, zum Glück habt Ihr 3 Söhne. - Heute Abend wollen wir noch eine Kollegin von mir besuchen, dort gibt es immer interessante Gespräche, nicht fachlich, und es geht meistens recht lustig zu.

Nun will ich den Brief endlich mitnehmen. Ich würde mich freuen, wenn Du mal wiederschreiben würdest. Vielleicht habt Ihr mal wieder neue und andere Bilder. Meine Freundin grüßt auch. Brigitte arbeitet noch in ihrer Apotheke. Und ich gebe mir auch Mühe um mal wieder zu schreiben.

Euch allen herzlichste Grüße, meinem lieben Bruder besonders,

Deine Hertha.

Ansvarig utgivare: Stefan Zenker, www.zenker.se

 
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