Brev från Marianne Schweitzer till Märta den 17 januari 1950
Frau Märta Zenker
Enskede-Stockholm
Cirkelvägen 19

Marianne Schweitzer
Dresden A-46, Kleinzschachwitzer Ufer

17. 1. 1950

Meine liebe Märta!

Wie oft magst Du über mich Undankbare wohl schon den Kopf geschüttelt haben? Nicht einmal ein Kartendank ging wenigstens an Euch ab und der Weinachtsbrief an Euch blieb ungeschrieben - wenigstens von meiner Seite, Otto hat ja mit seinem Brief an Gerd wenigstens die Familienehre gerettet. Ich hatte mir an Euch und Salta und Borlänge innerlich so schöne Pakete fix und fertig gestellt. Wir hatten uns so fest vorgenommen Euch Allen die nette erzgebirg. Engelkapelle zu schicken. Und da kam und kam kein Geld ein. Am Jahresende hat nun aber die Landesregierung überwiesen, so dass wir nun endlich die täglichen grossen Sorgen los sind. Aber eine Engelskapelle gibts nun natürlich nicht mehr. Ich will nun wenigstens nächste Woche das so lange schon hier bereits liegende Wäschepaket wieder abschicken. Leider muss man jetzt mit Paketen erst auf's Zollamt, das ganz draussen liegt, - aber dafür ist's Porto billiger geworden.

Hoffentlich habt Ihr ein schönes Weinachtsfest mit gesunden Kindern feiern können. Wie furchtbar gern sähen wir die Kinder wieder. Du beschreibst sie so nett, dass man doch ein klein wenig Ahnung von ihrem Wesen hat. Wie drollig muss Erik sein - und ein Wunderkind in bezug auf's Lesen. Da wird er sich in der Schule wohl schön langweilen, der Arme.

Wart Ihr Alle in Salta? Hoffentlich ist Elfriede ordentlich, weder sie noch Liesel haben bisher geschrieben. - Wir waren am Heiligen Abend still für uns, nachdem wir in der Blasewitzer Kirche zu Christvesper waren. Am ersten Feiertag - nach einem Besuch bei Tante Marga, waren wir bei Wellers im Kinderweinachtszimmer. Wir haben viel gesungen und dann die neuen Weinachtsspiele gespielt. Ein Häkchenspiel (Mikado), ein Quartett, ein Würfelspiel. Es war hübsch und fröhlich wie immer da draussen. Wellers wohnen im 1. Stock in 3 Zimmern + Küche + Bad. Im Haus wohnen jetzt 7 Familien mit zusammen 14 Kindern. Das alte Haus ist nicht wiederzuerkennen.

Neujahr waren wir dann wieder draussen, aber dies mal bei Friedel mit ihren 3en. Einen Nachmittag kam Hans zu uns. Suse ist fast immer krank jetzt. Es ist so schwer, in die Freitaler Nöte nicht eingreifen zu können. Existierte eigentlich zu Eurer Zeit schon Dr. Baum der Hausarzt und Hausfreund? Das ist ein schweres Kapitel und macht mir viel Sorgen. Beide tun mir gleichermassen Leid, Hans wie auch Suse. Renate ist in Leipzig zu einem neuen russ. Kursus.

Tante Marga geht es augenblicklich ganz gut. Sie isst wieder und wirkt viel munterer, aber das Bein ist eben leider so schlecht geheilt, 7 cm kürzer und anscheinend resorbiert sich der Knochen an der Bruchstelle. Da kommt nun die grosse Frage: Was nun? Das halbe Jahr, welches die Kasse bezahlte ist nun herum. Man wird sie ja hoffentlich nicht auf die Strasse setzen, aber eine rechte Sorge ist's für uns. Und 180 DM monatlich können wir wohl kaum extra erschwingen. Was irgend geht wollen wir aber selbstverständlich tun.

Recht betrübt macht uns diese Tage unser Kätzchen. Sie kam in ein Fangeisen mit einer Pfote, und jetzt eitert und fault das Pfötchen so, dass es wohl abgenommen werden muss. Das schneidet einem selbst mit ins Herz und macht einen mit so unruhig. Morgen soll sie amputiert werden; armes Kerlchen.

Nun leb wohl, und habe noch einmal von ganzem Herzen Dank. Ihr helft uns sehr. - Wir grüssen Euch alle Fünf sehr und wären so gern mal mit Euch mal beisammen.

Eure Nanna + Otto.

Ansvarig utgivare: Stefan Zenker, www.zenker.se

 
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