Brev från Mia Miehe den 17 februari 1946

Dietikon, am 17 Febr. 1946.

Liebe Märta!

Heute kam Deine liebe Karte, vielen Dank dafür. Das Päckchen an Gerd mit Butter und Schokolade nebst Brief an ihn. Der Herr fährt die kommende Woche und wird den Auftrag ausführen. Er kommt persönlich nach Vilsbiburg da er dort eine Bestellung gemacht hat. Wir senden Gerd von uns aus Zigaretten und wenn er auch kein großer Raucher ist, so kann er sich dafür Eßwaren eintauschen. Wir hoffen daß Gerd an Dich wieder schreibt und wir Dir den Brief vermitteln können.

Nun nochmals zu unserem Kommen. Wir haben bis jetzt vom Reisebüro immer noch keine Bestätigung daß die Kabine für uns belegt worden ist. Die Sache ist nämlich die. Unser Schiff soll am 24. April fahren. Von Zürich war die Kabine mit Schweizern belegt. Dieselben gaben aber die Karten zurück. Nun hat die schwedische Schiffahrtsgesellschaft unseren Namen noch nicht bestätigt. Könntest Du als Schwedin nichts dafür tun daß wir die Kabine kriegten? Es käme uns so darauf an sobald als möglich fortzukommen. Meine ohnehin schon sehr angegriffenen Nerven werden jeden Tag aufs Neue belastet. Die Tante ist ein komischer Mensch, hat den Reinlichkeitsfimmel, behandelt mich wie ein Kind. Ich traue mich manchmal kaum zu bewegen. Sie hat nie Kinder gehabt und behandelt unseren Jungen danach. Der Kleine sollte sie am liebsten nicht rühren. Ich bin manchmal außer mir, und das schlimmste ich darf nichts sagen, dann bekommt sie Zustände.

Ach liebe Märta, es ist schlimm, wenn man alles verloren hat, und man auf die Gnade von anderen Menschen angewiesen ist. Wie soll das alles in Brasilien werden. Ich beherrsche nicht die Sprache und in ein Haus mit den Schwiegereltern, ein fremdes Land dazu. Manchmal bin ich ganz verzweifelt.

Es ist sehr dumm daß unsere Geldangelegenheit so lange läuft. Ich habe nun einiges von meinen Schrank verkauft um wenigsten eine geringe Summe für Wäsche etc. zu haben. Unser Haus in Dresden stand noch als einziges in der ganzen Umgebung, allerdings sehr demoliert. Ich selbst war beiden Angriffen draußen in Tanneberg und sah alles in Ferne. Bertel war dabei. Er kam am nächsten Tag vollkommen erschöpft und rußgeschwärzt nach Tanneberg. Unsere Flucht war dann sehr abenteuerlich. Alles mußte man zurücklassen, meine schöne Wäsche, alles, alles ist verloren. Dann die gräßlichen 7 Monate in der Tschechoslowakei. Wir haben wochenlang gehungert; und trotzdem waren wir froh und dankbar daß wir bei einander waren.

Ich freue mich so auf Dich und die Jungens. Ob mich Stefan noch kennt? Ich habe Gerd alle Bilder bis auf eines mitgeschickt. Wenn wir die Kabine nicht bekommen, dann will Bertel etw. von hier über New York fliegen. Mir äußerst unsympatisch. Das Schiff heißt "Axel Johnson" und fährt von Göteborg ab; und bestellt sind die Plätze von Reisebüro "Kuoni" Zürich. Nun für heute herzlichste Grüße an Dich, die Jungen und Deine Eltern von Deinen

Miehes.

Ansvarig utgivare: Stefan Zenker, www.zenker.se

 
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